
RHEIN ZEITUNG | VERÖFFENTLICHT AM 18.08.2004 | LOKAL
ZWISCHEN KULTUREN GEREIFT
"DIE DEUTSCHEN SIND SCHON ETWAS VERSCHLOSSENER",…
…meint María Lucía Tejeiro. Die 18-Jährige aus der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá absolviert zurzeit für zwei Monate ein Praktikum bei der Michelin in Bad Kreuznach.
Eine fremde Kultur kennen zu lernen, findet María Lucía Tejeiro sehr spannend. Die Kolumbianerin besuchte am vergangenen Wochenende zum ersten Mal ein Weinfest. "Bei uns gibt es immer nur Kaffee", erzählt die 18-Jährige, die zurzeit ein Praktikum bei der Michelin absolviert. Nach ihrem Deutschlandaufenthalt will sie Betriebswirtschaftslehre studieren.
Vor zwei Jahren war María Lucía Tejeiro, die in Bogotá eine deutsche Schule besucht, schon einmal für ein ganzes Jahr in Deutschland. Nach dem Abitur kehrte sie jetzt zu ihren damaligen Gasteltern nach Mainz zurück. Bis Mitte September dauert noch ihr zweimonatiges Praktikum bei der Michelin, bis Januar will sie in Mainz bleiben. Zwar kann sie sich auch vorstellen, später einmal in Deutschland zu arbeiten, doch am liebsten wäre ihr eine Stelle bei einer deutschen Firma in ihrer Heimat. Trotz hoher Arbeitslosigkeit in Kolumbien rechnet sie sich dafür gute Chancen aus. Sie glaubt, dass ihre Auslandserfahrung einen guten Grundstein für ihre berufliche Karriere bildet.
"ICH BIN HIER REIFER GEWORDEN."
"Den Kulturschock hatte ich schon vor zwei Jahren", erzählt María Lucía Tejeiro. Damals war es ihr besonders schwer gefallen, sich an das deutsche Essen zu gewöhnen. Gängige Gerichte in Kolumbien sind Bohnensuppe oder Hackfleisch mit Reis und Avocado. Ihre neuen Kollegen in der Michelin löchern sie täglich mit Fragen aus ihrer Heimat. Aber ansonsten seien Deutsche etwas zugeknöpfter als Kolumbianer. Deshalb fällt es ihr nicht leicht, hier Kontakte zu knüpfen. Beim Praktikum in der Michelin lernt sie mehrere verschiedene Abteilungen kennen. Ihren Aufenthalt in Deutschland
wertet sie als positive Erfahrung: "Ich bin hier reifer geworden." (gb)